Der Terror lebt weiter
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Die Tötung von Abu
Musab al-Sarkawi kommentiert DIE WELT AM SONNTAG am 11.06.06:
Mit Sarkawi ist der gefährlichste und grausamste Massenmörder
der Gegenwart ausgeschaltet worden. Seine Doktrin, unbeteiligte
Menschen – Muslime eingeschlossen – dürften
im Namen des Dschihad in beliebiger Zahl massakriert werden,
rief selbst bei den Al Quaida-Chefideologen um Osama Bin Laden
ein leichtes Schaudern hervor.
Die Beseitigung Sarkawis ist jedoch nicht mehr als ein symbolischer
Sieg im Kampf gegen den Terror im Irak. |
Sowohl sein islamistisches Netz als auch die sunnitisch-nationalistischen
Terrorgruppen werden weiterbomben. Immerhin, Sarkawi wurde offenbar
von Informanten aus seiner engsten Umgebung verraten.
Dies zeigt, dass es den Amerikanern und der irakischen Regierung
immer besser gelingt, die terroristischen Strukturen zu unterwandern
– und dass sich ein Teil der „Aufständischen“
die Option einer Einbindung in den politischen Prozess offen halten
will.
Irak ist zum zentralen Schlachtfeld im internationalen Krieg gegen
den Terror geworden. Sarkawis Etappenziel auf dem Weg zum Gottesstaat
war es, das Land in einen Bürgerkrieg zu stürzen.
Gelänge es, die neue Ordnung im Irak dauerhaft zu stabilisieren,
wäre dies eine schwere Niederlage für den Dschihad-Terrorismus.
Der hat aber durchaus noch andere Eisen im Feuer.
In Afghanistan breiten sich die Taliban wieder aus – und erklärten
ihre volle Übereinstimmung mit Ideologie und Strategie der
Al-Qaida. In Somalia eroberten islamistische Milizen die Hauptstadt
Mogadischu und vertrieben die Warlords, die das Land viele Jahre
lang drangsaliert haben.
Das weckt Erinnerungen an Afghanistan, wo die Taliban zunächst
auch als einzige Ordnungsmacht auftraten, der die Befriedung des
Landes nach einem Jahrzehnt der Bandenkriege zuzutrauen war.
Es sprechen aber auch immer mehr Anzeichen dafür, dass der
Dschihadismus im Westen selbst eine neue Brutstätte herausbildet.
In Kanada wurde vergangenes Wochenende eine 17köpfige Terrorzelle
ausgehoben, die ausschließlich aus gebürtigen und eingebürgerten
Kanadiern bestand und massive Anschläge im eigenen Land vorbereitete.
Auch in Europa könnten wir uns bald mit der Bedrohung durch
einen „hausgemachten“ Terrorismus konfrontiert sehen.
Ihn zu besiegen wird keine Sache von Jahren, sondern von Jahrzehnten
sein.
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